Sophie Jörgens erzählt vom Diakonischen Jahr in Südafrika

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Sophie Jörgens erzählt im Gottesdienst am Sonntag 14. Juni um 10.15h in der Christuskirche von ihren Erfahrungen in den südafrikanischen Kirchengemeinden und von ihren Erfahrungen während des Diakonischen Jahres beim Aidswaisenprojekt Siyabonga.
Herzliche Einladung!

Hier ihr Spontanbericht von der Rückreise aus dem aktuellen Gemeindebrief Nr. 179 Juni 2020:

Corona Chaos-This is it!

Sanibonani,
zunächst einmal hoffe ich, dass alle gesund und wohlauf sind! Jeden von uns trifft diese Krise anders und ich hoffe, dass es euch alle nicht zu stark trifft. Für mich bedeutet der Ausbruch der Corona-Pandemie den Abbruch meines Auslandsjahres. Ein frühzeitiges Ende meines Traums.

Wenn man die Nachrichten der letzten Wochen verfolgt hat, hätte man vielleicht schon eine gewisse Vorahnung haben können, aber für mich kam dieses vorzeitige Ende sehr überraschend. In Südafrika waren zu dem Zeitpunkt kaum Fälle bekannt und das Leben ging noch seinen gewöhnten Gang. Umso schockierender die Nachricht, dass die Empfehlung des BMZ, alle Auslandsfreiwilligendienstleistenden nach Deutschland zu holen, zu einer Anordnung wurde. Der Hauptgrund dafür ist weniger das Virus selbst, wir jungen Leute sind ja im Schnitt eh nicht so stark davon betroffen wie andere Bevölkerungsgruppen, sondern vielmehr die Gewährleistung von Sicherheit sowie die Ungewissheit, inwieweit das Gesundheitssystem in den jeweiligen Einsatzländern der Situation standhalten und die generelle Versorgungslage gesichert werden kann.

Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen war unser Abflug bereits für den nächsten Tag angesetzt. Abschied nehmen, packen und die gesamte Wohnung leerräumen in unter 24 Stunden – emotionaler Ausnahmezustand. Und die Achterbahnfahrt der Gefühle ging noch 3 Wochen so weiter. Nachdem wir für unseren ersten Flug keine Tickets mehr bekommen konnten, ging in den kommenden Tagen auf einmal alles ganz schnell. In Südafrika wurde die Lage ernster. Zunächst hatten wir bei Siyabonga nur beschlossen, dass wir das Programm streichen, sodass die Kinder nach der Schule noch zum Essen in die Center kommen können, aber danach direkt nach Hause gehen. Ein paar Tage später kam dann allerdings Ramaphosas Rede, welche die Maßnahmen im Kampf gegen Corona deutlich verschärfte, wodurch wir gezwungen waren die Center zu schließen. Wir haben Essenspakete für unsere Kinder vorbereitet, mit welchen sie die 3-wöchige Lockdown-Phase gut überstehen sollen. Südafrika ist binnen weniger Tage zu einem der Länder mit den striktesten Maßnahmen geworden. Kaum ein anderes Land hat einen kompletten Lockdown (also das Runterfahren) durchgezogen. Für uns und alle Südafrikaner bedeutete Ramaphosas Entscheidung, dass wir nur noch zum Einkaufen aus dem Haus durften. Und es bedeutete eben auch, dass der ohnehin schon stark reduzierte Flugverkehr komplett eingestellt wurde, wodurch uns die Ausreise nun endgültig unmöglich wurde.

Zwar bin ich froh in dieser Zeit bei meiner Familie sein zu können, aber dennoch wurden wir alle hart von dieser Entscheidung getroffen, hatten wir uns doch jetzt so richtig hier eingelebt, tolle Freundschaften geschlossen, Pläne für das nächste halbe Jahr geschmiedet, unseren Platz auf der Arbeit gefunden… Das Bedrückendste für mich ist jedoch, dass wir unsere letzte Zeit hier im Lockdown verbringen mussten. Wir konnten uns also nicht von unseren Freunden und Arbeitskollegen verabschieden, nicht noch einmal all die schönen Orte hier in KZN besuchen, unsere Arbeit in welcher Weise auch immer zu Ende führen. Es war uns nicht möglich, die Zeit, die wir hier verbracht haben, zu einem Abschluss zu bringen, da wir in unserer Wohnung mehr oder weniger eingesperrt waren.

Mit der vielen neugewonnen freien Zeit mache ich mir auch viele Gedanken um all jene Menschen, die ich in Südafrika und dem Projekt kennenlernen und mit denen ich arbeiten durfte. Viele Leute dort leiden besonders jetzt noch viel mehr unter Mängeln wie Wasserknappheit, kein Strom, wenig Essen.

Wie wird es jetzt für mich weitergehen? Ich werde den Kontakt halten und mit Sicherheit nicht zum letzten Mal dort gewesen sein. Und wer weiß, vielleicht geschieht ja noch ein Wunder und ich kann meinen Dienst wieder aufnehmen. Trotz dieses abrupten Endes bin ich unglaublich dankbar für meine Zeit in Südafrika. Ich bin dankbar, dieses wunderschöne Land und seine herzliche, gastfreundliche Kultur kennengelernt haben zu dürfen. Dankbar für all die Freundschaften und Kontakte, die ich knüpfen durfte, dass ich von meinen Kolleg*innen so offen empfangen wurde und dass ich auf 7 spannende, wunderschöne Monate zurückblicken darf. Ich bedanke mich auch bei euch allen für eure (finanzielle) Unterstützung und euere lieben Nachrichten. Ich habe mich immer sehr gefreut.